{Naturschutzgebiet "Rickelsbüller
Koog"}
Das Naturschutzgebiet Rickelsbüller Koog liegt in der
Wiedingharde an der deutsch-dänischen Grenze. Der 535 Hektar grosse Koog, wie
von allen Seiten durch Deiche umschlosses Land genannt wird, entstand, ebenso
wie der Magerethe-Koog auf dänischer Seite, Anfang der achtziger Jahre durch die
Eindeichung der Tonderner Marsch.
Die beiden Köge bilden mit dem
Wattenmeer jenseits des Naturschutzdeiches einen vielförmigen Verbund von
Lebensräumen.Der 1982 fertiggestellte Deich schützt eine Landschaft, der die
Nordsee bis in die Neuzeit hinein ihren Stempel aufgedrückt hat.
Die Wiedingharde, eine ehemalige Halligenlandschaft, wurde erst im 15. Jh. durch
einen Ringdeich zur Insel. Seit 1566 ist diese mit dem Hinterland verbunden. Und
doch brachten Sturmfluten immer wieder grosse Landstücke heraus - darunter im
17. Jahrhundert das Kirchspiel Rickelsbüll, das dem Rickelsbüller Koog seinen
Namen gab.
Die zweite Deichlinie verbesserte nicht nur die
Sicherheit der Menschen in der Wiedingharde. Sie schuf auch einen Koog, der -
erstmals in der Geschichte des Deichbaus in Schleswig-Holstein - von Beginn an
dem Naturschutz überlassen blieb. Die gesamte Bewirtschaftung, von der
Regulierung des Wasserstandes bis hin zur Beweidung, unterliegt den Vorgaben des
Naturschutzes.Dabei ziehen Behörden, Landwirte, Gemeinde, Amt, Naturschützer und
Wasserwirtschaft an einem Strang: In einer Lenkungsgruppe treffen sie gemeinsam
alle notwendigen Entscheidungen.
Betreut wird das Naturschutzgebiet
Rickelsbüller Koog vom Wiedingharder Naturschutzverein und seit 1998 in
Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Umweltamt Schleswig.
Wiesen und
Watt
Seit der Schliessung des Deiches hat sich der Rickelsbüller
Koog zu einem Süsswasserbiotop entwickelt. Die Salzwiesenvegetation ist
verschwunden, und in wassernahen Bereichen hat sich Schilf angesiedelt.
Extensive Beweidung mit Schafen und Rindern sorgt dafür, dass sich der hohe
Bewuchs nicht weiter ausbreitet. Denn die Feuchtwiesen des Kooges sind zum
Tummelplatz für Wiesenvögel geworden.
Wiesen, Wasser, schützende
Vegetation - Vögel finden im Rickelsbüller Koog eine Vielzahl von Ökosystemen
auf kleinstem Raum.Aber es ist nicht der Rickelsbüller Koog allein, es ist die
Vernetzung mit der Umgebung, die den Naturraum an der deutsch-dänischen Grenze
so einzigartig macht: Hier das Naturschutzgebiet mit seiner Vielfalt an
Lebensräumen, nördlich des Grenzdammes der rund 1000 Hektar grosse Magrethen-
Koog mit Süss- und Salzwasserzonen, und vor dem Landesschutzdeich das
Wattenmeer, eines der wertvollsten Feuchtgebiete der Erde.
Sein
schleswig-holsteinischer Teil wurde 1985 als Nationalpark ausgewiesen. Der
273.000 Hektar grosse Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist ein
bedeutendes Rast-, Brut-, und Mausergebiet für Millionen von Küstenvögeln. Sein
Nahrungsreichtum macht es zur Drehscheibe des Vogelzuges. Der Rickelsbüller Koog
und sein Umfeld sind dabei zur wichtigsten Anlaufstelle geworden: Watvögel, die
bei Ebbe im Watt Muscheln, Schnecken und Würmer suchen, sammeln hier bei
aufziehender Flut neue Kräfte.Und Brutgebiete für jeden Geschmack sind ebenfalls
vorhanden - in hoher Vegetation oder auf offen Ebenen, in trockenen Bereichen
oder in Wassernähe.
Auch hier zeigt sich, wie sehr Vögel auf die
Vernetzung von Lebensräumen angewiesen sind. Säbelschnäbler etwa brüten im Koog
und führen ihre Jungen zur Nahrungssuche ins Watt.Fernglas und Musse.Der
Rickelsbüller Koog ist ein Paradies nicht nur für naturinteressierte Menschen.
Die Gelegenheit zur hautnahen Begegnung mit der Vogelwelt macht den Besuch zum
einzigartigen Erlebnis. Denn von vielen Standorten rund um das
Naturschutzgebiet, das selbst nicht betreten werden darf, ist ein unverstellter
Blick mitten hinein ins Familienleben der Vögel möglich.Ein Fernglas und etwas
Musse - mehr braucht es dafür nicht.
Eine Beobachtungshütte am
Grenzdamm bietet einen attraktiven, weil trockenen und windgeschützten Ausguck.
Auch die Vogelbeobachtung am Aussendeich selbst ist reizvoll, kann man hier doch
sowohl die weiten Wattflächen als auch das Hinterland überblicken. Besonders
lebendig wird es etwa zwei Stunden vor Hochwasser, wenn Strandläufer und andere
Vögel des Wattenmeeres in grossen Schwärmen in den Kögen einfliegen und sich zu
den Wiesenvögeln gesellen.
Quelle: HGV Wiedingharde e.V.,
Neukirchen